Tourdatum | 07.08.2016 |
Schwierigkeit | WS, II |
Höhenmeter Auf- und Abstieg | 1400 Hm |
Schlüsselstelle(n) |
Keine im eigentlichen Sinn. Gerade im Winter, wenn hart gefroren, oder bei Vereisung/Blankeis im Sommer darf aber das Iswändli, als heikel bezeichnet werden, da im Falle eines Ausrutschers Absturzgefahr besteht. Kette als Staugarant bei viel Andrang - wer sich also nicht darüber ärgern möchte, der sei früh oder an schönen Wochenenden gar nicht am Clariden unterwegs |
Ausrüstung | Hochtourenausrüstung, Tour führt über Gletscher |
Zugang zum Ausgangspunkt | ab Klausenpass |
Unterkunft/Einkehr | Auf dem Klausenpass, Planurahütte SAC, Claridenhütte SAC, Hüfihütte SAC |
Kartenmaterial | Urner Wanderkarte "Schächental" 1:25'000 |
Literatur |
SAC Auswahlführer "Zentralschweizer Alpen" von Bruno Müller |
Ziele in der Nähe | Chammliberg, Gross Schärhorn, Tödi, Gross Düssi etc. |
Den Clariden haben wir schon mehrmals, aber auch schon länger nicht mehr besucht. Höchste Zeit also, diese hübsche Hochtour wieder einmal unter die Füsse zu nehmen.
Start um 5 Uhr früh auf dem Klausenpass, noch ist alles ruhig. Bis auf das Bimmeln der Kuhglocken und ein bis zwei Guten Morgen von andern Berggängern sind kaum andere Geräusche zu vernehmen. Richtig friedlich also.
Auch unser Aufstieg zum Iswändli verläuft friedlich - zwar verhauen wir uns im Schein der Stirnlampen ein, zwei Mal, weil wir irgendwelchen Kuhweglein folgen anstatt dem Wanderweg. Meditativer Morgenwackel halt…
Kurz unter dem Iswändli geht die Sonne auf und bietet ein Spektakel der Sonderklasse. Der Sonnenaufgang in den Bergen zählt für uns zu den wahren Kraftmomenten im Leben – einfach unbezahlbar! Beflügelt steigen wir weiter bis an den Fuss des Iswändlis, wobei der Begriff „Wändli“ heute wohl nicht mehr ganz zutreffend ist. Durch den Gletscherrückgang ist die einstige Schlüsselstelle am Gletscher zu einer Rampe geschrumpft, deren Überwindung bei normalen Verhältnissen kaum mehr Probleme darstellt. Nichtsdestotrotz heisst es hier „Stürzen verboten“, denn zu beiden Seiten des Iswändlis geht es in die Tiefe. Und dies nicht zu knapp.
Heute präsentiert sich uns das Iswändli in einem idealen Zustand – perfekt eingeschneit und tragender Schnee. Und die Morgensonne lässt das Ganze im perfekten Licht erscheinen – herrlich! Während wir uns verpflegen und uns für den weiteren Aufstieg über den Gletscher bereit machen, plaudern wir mit Stefan und Fränzi, die das heute das gleiche Ziel haben wie wir.
Wie bereits erwähnt, herrschen aktuell beste Verhältnisse – der Gletscher ist für diese Jahreszeit fantastisch eingeschneit und die Schneedecke trägt, so dass effizientes Vorwärtskommen möglich ist. Hier sei wieder mal erwähnt, dass nur weil man keine Spalten sieht, auch wirklich keine da sind.
Die Kletterpassagen entlang der Kette erwarten einen heute teilweise mit einer leichten Zuckerkruste, ein Relikt der Kaltfront vom letzten Freitag. Insgesamt aber ein unschwierige Angelegenheit, da wenn nötig, gut gesichert werden kann. Für Rookies bietet sich heute eine gute Gelegenheit, das Klettern
in Steigeisen zu üben.
Glücklich und zufrieden erreichen wir den Gipfel, das Gipfelkreuz mit seinem Raureifbart sieht heute sehr schmuck aus und die Aussicht auf die umliegenden Berge und Gletscher ist einmal mehr atemberaubend.
Dankbar geniessen wir diesen Bergmoment. Der kalte Wind wie auch die noch aufsteigenden Tourengänger lassen uns aber bald zum Abstieg aufbrechen, vielleicht kommen wir so noch vor dem Hauptstau an der Kette runter…nun denn, dem war leider nicht ganz so. Die Herren, welche kurz vor uns mit erhobenem Haupte und seilfrei den Gipfel verlassen hatten, eiern nun (inzwischen wieder am Seil) irgendetwas an der Kette herum, während wir oben und andere unten warten. Zum Glück haben wir heute frei und keinen Stress. Sollte man ja auch nicht haben, wenn man in die Berge geht. Und doch steigen wir dann zügig ab, als wir an der Reihe sind, schliesslich stehen unten noch einige an, die nach
oben möchten.
Der Rest der Geschichte ist dann eigentlich schnell erzählt. Zurück über den Gletscher zum Iswändli, sich der Ausrüstung entledigen, Verpflegen und dann wieder munter mit Stefan und Fränzi plaudernd runter auf den Pass wandern. Hier ist es im Gegensatz zum frühen Morgen sehr geschäftig geworden – es ist Markt auf dem Klausen, viele Menschen, Autos, Motorräder und Velos. Ein richtiger Kulturschock. Und trotzdem genehmigen wir uns noch ein leckeres Mittagessen, bevor wir uns an die Heimfahrt machen.
Fazit des Tages:
Der Clariden ist und bleibt eine hübsche Hochtour, die man gerne immer wieder mal macht. Gerade wenn flotte Leute wie Stefan und Fränzi am Berg sind.
Leider gibt es auch Menschen der anderen Sorte. Und die waren heute auch am Clariden. Zumindest einer von ihnen. Er würde besser vor der eigenen Türe wischen, bevor er andere Leute am Berg angeht. Ja, lieber Mitbürger, wir haben uns auch etwas gefragt, ob Eurem Aufzug am Berg – ¾-Hosen und ein
Bandschlingen-Selfmade-Sitzgurt, aber Ihr müsst das schlussendlich ja selber wissen, wie Ihr unterwegs seid. Laut in Frage gestellt haben wir aber Eure Tauglichkeit nicht. Mit Verlaub, uns wäre unsere Energie zu kostbar, mich den ganzen Berg runter durchzufragen, wer denn da Eure Fähigkeiten am Berg angezweifelt habe.
Wie bei vielen anderen einfachen Hochtouren verhält es sich auch am Clariden – er wird oft unterschätzt. Bei guten Verhältnissen und Wetter unschwierig, bei schlechter Sicht und/oder Vereisung auch einmal heikel. Dies widerspiegelt sich auch in der traurigen Tatsache, dass er offenbar der Glarner Gipfel mit den meisten Todesopfern ist.
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