Skihochtouren Jungfrauregion


Tourdatum 09. - 13.05.2017
Schwierigkeit WS - ZS+
Höhenmeter Auf- / Abstieg ca. 4'700 Hm Aufstieg und Abfahrt
Schlüsselstelle(n) Die Touren weisen einige steile Passagen auf, die sichere Verhältnisse und etwas alpintechnische Kenntnisse voraussetzen (z.B. Gipfelgrat Mönch, Aufstieg zum Fieschersattel). Zudem ist der Spaltensituation stets die nötige Beachtung zu schenken (im Zweifelsfalle anseilen)
Ausrüstung Skihochtourenausrüstung (die Tour führt über Gletscher!)
Zugang zum Ausgangspunkt Bahn aufs Jungfraujoch
Unterkunft/Einkehr Mönchsjochhütte, Konkordiahütte, Hollandiahütte, Finsteraarhornhütte
Kartenmaterial LK 1249 Finsteraarhorn
Literatur

Skitourenführer SAC "Die schönsten Skitouren der Schweiz" , Skitourenführer SAC "Berner Alpen Ost"

Ziele in der Nähe Diverse

Seit letztem Sommer hatten wir uns auf diese Skihochtourenwoche gefreut – durch unseren überaus geschätzten BF Ueli hatten wir die Gelegenheit erhalten, uns als Gäste im Winter II Modul des Bergführerkurses zur Verfügung zu stellen. Tja…erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – nachdem wir uns miteinander auf diese Woche gefreut hatten, zog schlussendlich nur einer von uns los, um im Jungfraugebiet zu touren. Also eigentlich müsste es heissen „eine  von uns“ – Marcel hatte sich eine Herzbeutelentzündung eingefangen und daher war noch Schonung angesagt. Leichte Touren von zu Hause aus, jeweils wohldosiert, sollten es für Ihn werden.

 

Wenn man die Bergleidenschaft in den allermeisten Fällen zusammen auslebt, so ist es dann schon etwas merkwürdig, wenn man (oder eben Frau) plötzlich  alleine zu einer Tourenwoche aufbricht…Vorfreude wohl da, aber einfach leicht getrübt. Trüb präsentierte sich auch der Sonntag, als Otmar und ich zwecks  Akklimatisation auf Jungfraujoch resp. die Mönchsjochhütte anreisten…der Ausgang aus dem Stollenloch fast zugeweht, leichtes Schneetreiben und null Sicht. Nun, um sich an die Höhe zu gewöhnen reicht auch das, da brauchen wir kein Grand Beau…trotzdem waren wir froh, dass wir im Nebel noch die Stangen entlang der Ratracspur zur Hütte erkennen konnten. Machte die Wegfindung bei den vorherrschenden Verhältnissen fast schon komfortabel. Komfortabel präsentierte ich auch der Aufenthalt in der Mönchjochhütte - kaum Gäste und damit auch eine mehr oder weniger ruhige Nacht.

 

Anderntags präsentierte sich das Wetter noch nicht wirklich besser - also ging es den Markierungsstangen wieder zurück zum Stollen. Natürlich nicht, ohne den einen oder anderen Schwung in den Neuschnee zu ziehen. Mit der Bahn wieder runter nach Grindelwald gerumpelt, entledigten wir uns erst einmal unseren Skiklamotten, bevor wir noch einen Ausflug ins Dorfzentrum und anschliessend nach Interlaken unternahmen. Zeit hatten wir ausreichend, Treffpunkt war ja erst am Abend in Grindelwald.

 

Bei einem schmackhaften, aber doch recht üppigen Nachtessen im Restaurant Bahnhof im Grund trafen wir auf die Bergführer, welche in den kommenden Tagen als Experten walten würden, und den grössten Teil der Gäste. Die Kandidaten würden erst am nächsten Morgen in Grindelwald eintrudeln. Und das taten sie dann auch - eine wackere Truppe von gut dreissig Leuten - darunter drei Frauen - die in den kommenden beiden Wochen einen Teil ihrer Bergführerausbildung abschliessen würden (sofern sie natürlich die Prüfungen bestehen würden).

 

Nach Begrüssung und Organisation der einzelnen Klassen rumpelten wir auch schon wieder gen Joch. Mit dabei auch Alain, der als zweiter Gast nachrutschen konnte. Unser Ziel für heute - Flaschenzüge und Mönchsjochhütte. Gemütlich also. Das Wetter hatte sich inzwischen zum Guten gewendet - prachtvoll hiess uns die Bergwelt des Jungfrau-Aletschgebiets  willkommen zu unseren Tourentagen. Sonnenschein und angenehme Temperaturen machen vieles angenehmer - so gab es bei den Demonstrationen der verschiedenen Flaschenzüge kaum kalte Finger und auch die "Opfer" in der Spalte konnten sich vergnüglich die Sonne auf den Rücken scheinen lassen.

 

Nach grosszügigem Apéro und leckerem Nachtessen in der Hütte folgten die Pläne für den nächsten Tag - die Jungfrau sollte bestiegen werden, was aber schlussendlich aufgrund der vorherrschenden Lawinengefahr verworfen wurde. Als Ersatz sollte der Mönch dienen. Auch immer wieder schön.

 

Der Blick aus dem Fenster nach einer doch recht ruhigen Nacht offenbarte einen Prachtstag...noch funkelten zwar die Sterne, doch das beginnende Farbspektakel am Horizont liess keinen Zweifel am heutigen Grand Beau mehr aufkommen. Entsprechend hoch war natürlich auch die Motivation, so schnell wie möglich nach draussen zu kommen und den Tag zu nutzen. Nach kurzer Abfahrt an den Fuss des Mönchs und Einbinden in die einzelnen Seilschaften konnte es auch schon losgehen - Schritt für Schritt steigen wir höher, geniessen die Sonne und das fantastische Panorama. Die Vorspurer haben ziemlich zu tun - es liegt einiges an Schnee am Mönch.

Bald haben alle den Gipfel erreicht, ein erstes Ziel ist geschafft. Das Wetter ist einfach fabelhaft und die Aussicht in die umliegenden Berge und das Mittelland ist schlichtweg überwältigend. Die frische Spur, welche hoch auf den Gipfel zieht, wirkt wie eine Pionierleistung irgendwo in unbekannten Gefilden...ganz anders als im Sommer, wenn an diesem Gipfel recht Betrieb herrscht. Ich geniesse es in vollen Zügen - einfach herrlich!

 

Der Abstieg geht zügig voran und bald stehen wir wieder am Skidepot, wo wir auf ein paar wilde Kerle treffen, die über den Nollen oder auch die Südwand abfahren wollen...je nach Verhältnissen halt...mmmhhh...sportliche Sache...zumindest der Plan mit dem Nollen...der soll ja immer noch blank sein...nun denn, nicht unser Problem. Wir wollen weiter via Lauitor zur Hollandiahütte. Den genüsslichen Gletscherwackel da hoch hatte ich schon richtig vermisst. Die mega Mehrpersonenröschtipfanne in der Hollandiahütte relativierte dies dann aber umgehend - Röschti isch eifach s'Gröschti!

 

 

Tag drei präsentierte sich anfänglich nicht so schlecht. Etwas Sicht war noch auszumachen beim Start zur Äbni Flue, deren Gipfel wir schlussendlich bei Sturmwind und schlechter Sicht erreichten. Die geplante Überschreitung liessen wir sausen und unter schilterscher Führung fuhren wir auf gleichem Weg wieder ab. Anstelle einer Gipfelrast kehrten wir nochmals in der Hollandiahütte zu einem Kaffee ein, bevor es wieder los ging. Next Stop "Konkordiahütte".

Nach dem Reisli über die gigantischen Eisflächen des Aletschgletschers mit dem weltberühmten Konkordiaplatz genossen wir vor dem finalen Anstieg zur Hütte (je Konkordia, desto Treppe) noch eine Lektion in LVS-Suche und eine zum Thema Selbstaufstieg - interessant und lehrreich, auch für uns als Gäste.

 

In der Hütte angekommen, freut man sich - sofern man schon länger nicht mehr hier war - über den erfolgen Umbau. Endlich nicht mehr aus der Hütte raus, wenn man mal muss.

 

Was auf der Hütte jedoch irritiert, ist der Hüttenwart. Ob er wirklich Spass an seinem Tun hat? Ich wage es zu bezweifeln. Auch nur ein ansatzweise freundliches Gesicht lässt sich kaum ausmachen, geschweige denn, ein Lächeln. Schade, wäre ja kostenlos.

Aber unsere Skireise ging weiter - am nächsten Tag stand das Gross Fiescherhorn auf dem Programm. Eine tolle Tour. Nach anfänglichem Einlaufen im zahmen Gelände wird es steil und steiler, die letzten Höhenmeter zum Fieschersattel legten wir zu Fuss zurück. Im Sattel ankommen eröffnete sich ein herrlicher Blick auf Lauteraar- und Schreckhorn...bis anhin noch nicht erreichte Ziele.

 

Kurz herumgestaunt und schon ging es weiter. Recht schnell auf den Grat...mmhh...das letzte Mal sind wir doch irgendwie noch weiter unter dem Grat traversiert und erst dann hoch...die Kraxeleien kamen mir so gar nicht bekannt vor. Und plötzlich standen wir auf einem Turm. Nein, da oben bin ich das letzte Mal sicher nicht gestanden. Es wurde  abgeklettert und abgeseilt, bis wir schlussendlich auf die "richtige" Wegvariante trafen. Untenrum wäre doch richtig gewesen. Tja nu...nun ging es definitiv einfach hoch auf den Gipfel, welchen wir gerade noch so bei Sicht erreichten. Danach zog es zu. Wieder mal.  Damit hielt sich das Geniessen des Panoramas vom Gipfel in Grenzen und wir stiegen wieder zum Fieschersattel und von da zum Skidepot ab. Nach einer kurzen, aber gar nicht so schlechten Abfahrt runter auf das Ewigschneefeld begann noch die Fleissarbeit des Tages - Aufstieg zur Mönchsjochhütte, wo wir die letzte Nacht verbringen sollten.

 

Am letzten Tag rückte nochmals die Jungfrau auf den Plan - das Wetter und die Verhältnisse sollten jetzt eigentlich passen. Aber eben - erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Morgens um vier machte das Wetter noch keine Anstalten, gut zu sein und der Wind dürfte wohl einiges an Schnee verfrachtet haben - für die Besteigung der Jungfrau also eher ungünstig. Also nochmals ins Bett. Um fünf Uhr morgens sah die Angelegenheit noch nicht wirklich verlockender aus. Daher wurde mal gemütlich gefrühstückt, noch etwas Lawinenkunde geprüft und abgewartet.

Und irgendwann hatte der gute Herr Petrus doch noch ein Einsehen - das Wetter wurde besser und präsentierte uns eine stimmungsvolle Hochgebirgslandschaft. Mit der Jungfrau hatten wir trotzdem abgeschlossen, dafür war es inzwischen etwas spät geworden. Aber auf den Sporn, über welchen man zur Jungfrau aufsteigen würde, wollten wir dann doch. Mal schauen gehen, was Wind und Wetter mit den Verhältnissen so angerichtet hätten. An dieser Stelle verabschiedeten wir uns bereits von Alain - er hatte sich entschieden, auf die heutige Tour zu verzichten und nach Hause zurückzukehren.

 

Wir indes genossen eine erste tolle Abfahrt über den Gletscher - so ein Schäumchen Neuschnee ist halt schon was Feines...und inmitten einer so fantastischen Szenerie schlichtweg unbezahlbar!

Genussvoll war er, der Aufstieg an den Fuss des Sporns, auf welchen wir - sprich die angehenden BF - aufsteigen wollten. Der Hang ist einigermassen steil und es lag doch einiges an Neu- und Triebschnee. Also gingen zwei "Checker" mal voraus, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Mir war das Ganze nicht so geheuer...und den beiden offenbar auch nicht. Sie kehrten um und es wurde der Entschluss gefasst, abzufellen und anstelle eines doch eher riskanten Aufstiegs die Abfahrt über den Gletscher zu geniessen. Nach Kämmen, Zöpfen und Synchronschwingen fellten wir ein letztes Mal an und stiegen wieder hoch zum Jungfraujoch. Nach der Schlussbesprechung auf der Kleinen Scheidegg noch eine letzte gemeinsame Bahnfahrt runter nach Grindelwald, wo sich die Wege trennten - für die Kandidaten sollte schon bald der zweite Teil des Moduls beginnen und ich machte mich daran, mich schnell umzuziehen und meinen Zug nach Interlaken zu erwischen. Hier würde mich Chauffeur Otmar für die Heimreise nach Schwyz erwarten. Er und seine Klasse hatten das Jungfraugebiet durch das Lötschental verlassen.

 

 Im Ganzen Hin und Her konnte ich mich leider nur von einem Teil der Klasse verabschieden. Deshalb an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten. Alles Gute für die kommende Zeit! Sorg ha!

 

Mein Fazit:

An dieser Woche werde ich mich noch lange erfreuen können. Mit einer tollen Truppe in einer fantastischen Gebirgswelt unterwegs sein zu dürfen und dabei auch noch jede Menge zu lernen, das ist einfach unbezahlbar. Und mit so vielen Profis ist man ja perfekt aufgehoben und bestens umsorgt. Luxus pur. Auch in den Hütten wurden wir bestens und herzlich bedient. Gutes Essen und schwache Belegung machten die Hüttenaufenthalte zu einem entspannten Erlebnis. Ausser auf der Konkordiahütte - wie bereits erwähnt, hatte man hier nie das Gefühl, wirklich willkommen zu sein. Auch wenn das Essen eigentlich gut und der Platz ausreichend war.

 

Einmal mehr durfte ich dankbar nach Hause zurückkehren. Dankbar dafür, solch tolle Bergerlebnisse mit mir nehmen zu können.



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