Pollux und 2x Castor


Tourdatum 30./31.08.2016
Schwierigkeit ZS, III
Höhenmeter Auf- und Abstieg

1. Tag 900 Hm Aufstieg, 1120 Hm Abstieg

2. Tag 800 Hm Aufstieg, 600 Hm Abstieg

Schlüsselstelle(n)

Steiler Abstieg im Firn vom Pollux, Bergschrund am Castor

Ausrüstung Hochtourenausrüstung
Zugang zum Ausgangspunkt ab Klein Matterhorn
Unterkunft/Einkehr Diverse in Zermatt, Klein Matterhorn, Rifugio Quintino Sella und weitere Hütten im Monte Rosa Gebiet
Kartenmaterial 1348 Zermatt
Literatur

SAC Alpinführer Walliser Alpen 4/5 von Banzhaf / Biner / Burgener

Ziele in der Nähe Breithorn, Lyskamm..und die ganze 4000er Parade im Monte Rosa

Nach unseren ersten beiden Ferienwochen, die wir bergvagabundierend verbracht hatten, haben wir ein paar geruhsame Tage in unserem trauten Heim genossen. Waschen, Fotos sortieren und einfach ein

bisschen herumlümmeln. Alles können, Nichts müssen – welch ein Privileg!

 

Nun aber sollen unsere Sommerferien in die nächste Runde gehen und uns wenn möglich unser Tourenhighlight bescheren. Von der Idee Matterhorn-Überschreitung aufgrund verschiedener Gründe abgekommen, kommen plötzlich Zinalrot- und Obergabelhorn ins Spiel. Wäre ein schöner 3-Täger….wenn denn da nicht ein leicht schlecht gelaunter Petrus wäre. In hohen Lagen soll es sogar etwas Schnee geben. Hm…denkbar ungünstig für Felstouren.

 

Nun denn, zum Glück sind wir uns unser Bergführer flexibel und entscheiden uns, einfach in den Schnee auszuweichen. Die Überschreitung des Lykamms soll es werden, Hüttenzustieg über Pollux und Castor. Auch eine feine Idee. Und das Wetter ist ja passend gemeldet – für den Zustieg ein Übergangstag, dann wieder Prachtswetter. Perfekt!

 

Wir reisen am Vorabend bereits nach Zermatt und übernachten im Sarazena in der Nähe des Bahnhofs. Eine empfehlenswerte Unterkunft übrigens. Am nächsten Tag mit der ersten Bahn hoch zum Kleinen Matterhorn…nun, das Wetter will in der Tat noch nicht so recht und der Schnee auf dem Gletscher konnte auch nicht wirklich durchfrieren. Suboptimale Verhältnisse also. Aber jä nu, wir nehmen es einfach wie es ist und stapfen über das Breithornplateau und den gleichnamigen Pass gen Pollux, wo es so als Hallowach-Therapie gleich mal steil über eine harte Firnflanke hoch geht…es gibt in der Tat schöneres, aber wir sind ja schon bald im Fels…und der Fels der präsentiert sich recht lebendig – ein

grosser Brocken löst sich unter Uelis Händen und poltert in die Tiefe. Aha – hier ist also Vorsicht angebracht. Zudem ist alles rechts nass, teilweise liegt etwas Schnee.

 

Weiter oben treffen wir bereits auf die ersten Absteigenden, welche wohl auf dem Kleinen Matterhorn übernachtet haben und damit etwas früher los sind. Einer absteigenden Dame entfährt trotzdem ein „Waas, die sind erst am Aufstieg?“. Nun, wir werden den Pollux und den Castor überschreiten und werden schon gute 1.5 bis 2 Stunden in der Hütte sein, als die gute Frau auch in der Sellahütte eintrifft. Soviel dazu.

 

Die Kettenpassagen am Pollux wären eigentlich eine spassige Sache…wenn trocken. Auch der Abstieg zum Zwillingsjoch hat es teilweise in sich – erst eine etwas haarige Querung im steilen Blankeis mit dünner Pfluderschneeauflage und anschliessend stellenweise dichter Nebel machen das Ganze nicht gerade zu einem Schmankerl. Trotzdem ist das sich Bewegen auf Blankeis unter zünftigem Einsatz der Steigeisen ist eine gute Übung (immer positiv sein..).

 

Im Zwillingsjoch dann eine kurze Pause, bevor es auf guter Spur gen Castor geht. Hier ist schon einiges mehr los und am Bergschrund staut es. Nicht jeder kommt so einfach über diesen klaffenden Schlund, einer zieht gar am Seil seines Seilvorderen und reisst diesen beinahe vom Berg. Ein wartender Bergführer „weist“ ihn deutlich darauf hin, dass das grosse Kacke ist, was er hier macht.

 

Nun denn, irgendwann schwingen auch wir uns über den Schrund (gar nicht so tragische Sache, auch für Kurzbeine) und steigen steil hoch zum Gipfelgrat des Castor. Vor uns wieder die Seilschaft mit dem „Seilzieher“, der inzwischen so viel Schlappseil gelassen hat, dass sein Seilvorderer sich mit dem Steigeisen darin verfangen hat. Nun beginnt auf dem doch recht schmalen Grat der Versuch, das Steigeisen wieder auszufädeln. Aber erst die Unterstützung von Ueli löst das Problem. Der Seilstratege vor uns kassiert einen weiteren Anpfiff – jetzt aber vom eigenen Bergführer.

 

Das Wetter macht jetzt übrigens ganz kurz den Anschein, als ob es besser wird und macht den Blick frei auf das Monte Rosa-Gebiet – einfach fantastisch! Doch dieser Lichtblick ist nur von kurzer Dauer und der Nebel und die tiefhängenden Wolken haben uns wieder. Unsere Gipfelrast fällt heute seeeehr kurz aus – erstens ist das Wetter nicht einladend und zweitens wollen wir möglichst vor den grösseren Seilschaften absteigen können.

 

Zügig steigen wir ab, viel zum Herumstaunen gibt es heute leider nicht. Auf der Hütte treffen wir sogar noch alte Bekannte – entsprechend unterhaltsam gestaltet sich der Aufenthalt. Unterhaltsam ist übrigens auch das Wetter – es macht nämlich noch nicht das, was wir von ihm erwarten und bleibt

schlecht. Gegen Abend beginnt es sogar zu regnen.

 

Aber optimistisch wie wir nun einmal sind, stehen wir morgens um halb vier startbereit vor der Hütte. Und es regnet immer noch. Vielleicht ja nur aus dem Nebel raus. Denkste! Im Felikjoch angekommen, hat sich auf unseren Rucksäcken sogar ein Schnee niedergelassen und um uns herum tanzen immer noch die Flocken. Also nix mit Lykamm und über den Castor zurück. Das Begehen eines schmalen Grats wie auch der Abstieg durch die steile Flanke bis zum Bergschrund ist in der Dunkelheit noch mal was anderes – aber natürlich auch eine gute Übung.

 

Je näher wir dem Kleinen Matterhorn kommen, umso besser wird das Wetter. Sogar die Sonne kommt. Wenigstens das. Und ein offenes Restaurant Hier gibt es Kaffee. Und das ist auch gut.

 

Per Seilbahn gondeln wir Zermatt entgegen. Alle gesund und munter. Das ist die Hauptsache. Aber das genussvolle und wirkende Bergerlebnis fehlt halt doch. Zum Glück stehen die Berge noch eine Weile. Wir kommen wieder.

 



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