Was lange währt, wird endlich gut – dies dürfte wohl unsere Skitourenreise nach Kanada am besten beschreiben, denn nach mit dem langen Warten auf diese Ferien war es noch nicht getan…die ersten Schwünge im kanadischen Pulver sollten wir uns erkämpfen müssen. Wie das denn, werden sich jetzt die geneigte Leserin und der geneigte Leser fragen. Tja, werte Leserschaft, dies werdet Ihr den kommenden Zeilen noch entnehmen…
Nun denn, unsere Reise begann mit einer Bahnfahrt von Goldau nach Zürich eigentlich recht unspektakulär. Zumindest für uns. Für einige der anderen anwesenden Fahrgäste schienen wir mit unseren bunten Dufflebags und den Skisäcken eine mittlere Sensation zu sein. Nebst verwunderten und fragenden Blicken kamen natürlich auch einige giftige in unsere Richtung geschossen – nahm es doch einen Moment in Anspruch, bis der ganze Gerümpel einigermassen platzsparend und sicher verstaut war. Es gab sogar Menschen, die wohl das Gefühl hatten, wir werden ihr Gepäck auch noch gleich mitnehmen, wenn wir aussteigen – zumindest machte ihr resolutes Auftreten (sprich drängeln und das eigene Gepäckstück, welches ganz unten verstaut worden war, als erstes hervor zu klauben) den Anschein. Nun, wir alle hatten bereits genug zu tragen, das war die Wahrscheinlichkeit nicht gerade hoch, dass wir noch was zusätzliches behändigen würden…und ausserdem liebe (geschätzte) Ü70er, die ihr in ebenfalls unterwegs in die Ferne wart, funktioniert es nun halt mal relativ schlecht, wenn man als erste sein Gepäck deponiert und dann auch wieder (fast) als erste rausnehmen möchte.
Ab Zürich HB gab es dann noch etwas Pendlergedränge und nochmals die resoluten Senioren, bevor wir auf den Rest der Gruppe stiessen. Gemeinsam konnten wir nun das Abenteuer Check-in und Gepäckaufgabe angehen. Der Schalter der KLM war schnell gefunden, doch als wir den jungen Herrn in seiner schicken blauen Uniform baten, und wenn möglich alle zusammen zu platzieren, wurde es bereits schwierig. Waren doch die nicht ganz ideal gelegenen Sitzplätze, welche uns das System am Vortag bei einem Versuch des Online-Check-in zugewiesen hatte, immer noch für uns angedacht. Da hatte wohl das Stornieren nichts genützt. Und der gute Jüngling hinter der Theke konnte auch nichts mehr ändern. Ja nu, dann soll er halt das Gepäck einchecken. Hat auch seine Zeit gedauert und wieder haben wir nicht gerade wohlwollende Blicke der hinter uns Wartenden erhalten. Aber ihr könnt uns glauben – unsere Zeit des Wartens würde auch noch kommen.
Und sie liess auch nicht lange auf sich warten, die Zeit des Wartens, denn unser Flieger nach Amsterdam sollte schon mal nicht pünktlich abheben. Offenbar sei die Putzequipe noch am Werk…tja, warten wir halt, irgendwann wird es dann schon noch losgehen.
Und das ging es dann auch und kurze Zeit später fanden wir uns auch schon auf holländischem Boden wieder, nachdem wir, wer hätte das gedacht, noch warten mussten, weil ein Stromausfall offenbar weite Teile des Landes lahmgelegt hatte. Gedanken über allfällige Konsequenzen dieses Stromausfalls haben wir uns zu diesem Zeitpunkt noch keine grossen gemacht…immer noch herrschte die fröhliche Stimmung der Vorfreude auf die kommenden Tage in Kanada. Ach ja, und dann hiess es wieder warten, denn auch der Flieger nach Calgary sollte nicht pünktlich abheben…da war vermutlich ebendieser Stromausfall schuld. Aber auch dies trübte unsere heitere Ausgelassenheit in keinster Weise.
Endlich an Bord und noch etwas mit den Sitzplätzen jongliert, konnte unsere Kanadareise nun so richtig starten. Die Zeit in der Luft mit guter Verpflegung, kostenlosen alkoholischen Getränken (nein, wir haben uns keinen Rausch gesoffen), allerlei On-Board-Entertainment und fantastischen Ausblicken über Grönland verging wie im Fluge und einige Stunden später hatten wir auch schon kanadischen Boden unter den Füssen. Oder zumindest unter den Rädern, denn Aussteigen konnten wir vorerst noch nicht – wir mussten nämlich noch (ja was wohl?) noch warten. Offenbar schienen die kanadischen Behörden jemanden zu suchen und so wurden erst einmal alle Passagiere im Flugzeug überprüft. Auch gut, denn so hatten wir ausreichend Zeit, uns mit Ueli, welcher schon am Vortag nach Calgary gereist war, in Verbindung zu setzen und uns geistig auf die offenbar fehlenden Gepäckstücke vorzubereiten. Drei Teile hätten wohl den Flieger nicht gekriegt, so die Meldung der KLM. So ein Mist, hoffentlich nicht die Skisäcke…aber wir würden es ja wohl bald erfahren.
Ankommen in Kanada bedeutet, dass man ausführlich Rede und Antwort stehen muss – hier wollen sie genau wissen, weshalb man nach Kanada kommt. Unsere Skitourenreise wurde auf jeden Fall abgesegnet und wir durften passieren (auch wenn sich der Officer doch sehr gewundert hat, dass Schweizer nach Kanada kommen und auf Skitour zu gehen). Und dann ging es weiter zur Gepäckausgabe…oder eben GepäckNICHTausgabe.
Und hier hiess es dann…ratet doch mal….genau….warten. Und während dies der Rest der Truppe auch tat und erneut darüber Auskunft erteilte, was wir den wohl in Kanada wollten, begab sich Klein Nicole zum Gepäckschalter der KLM, um zu erfragen, was denn nun wohl mit dem fehlenden Gepäck sei. Und auch hier hiess es warten – unser Gepäck schien nicht das einzige fehlende zu sein. Nach dem Versuch, der gestressten, aber immer noch freundlichen Dame an der Theke zu erklären, dass die Nachlieferung nicht ganz so einfach sein würde, da wir auf eine Logde in the Middle of Nowhere fliegen würden, einigen wir uns darauf, dass wir uns am nächsten Tag bezüglich des Gepäcks melden würden, um den Nachlieferservice genauer zu definieren.
Soweit so gut. Zurück beim Rest der Truppe, die immer noch am Gepäckband stand – notabene ohne jegliches Gepäck – stellte sich heraus, dass überhaupt kein Gepäck angekommen ist. Der ganze Gerümpel lag immer noch in Amsterdam.
KLM – K ei L uggage Me!
Na bravo…und jetzt?! Nach Golden zu reisen macht herzlich wenig Sinn, also bleiben wir noch eine Nacht in Calgary, welche uns wohl ein leckeres Nachtessen beschert, dafür aber einen Tourentag auf der Logde gekostet hat. Dazu noch die Kosten für den verschobenen Heliflug von Golden zur Lodge. Schon etwas blöd, aber aufgrund des Stromausfalls hatten wir irgendwo noch Verständnis für die Probleme mit dem Gepäck. Kann ja passieren…gemäss der älteren Dame in der Schlange vor dem KLM-Schalter aber eben auch regelmässig – vor allem auf Flügen aus Amsterdam…aber wir wollen ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Schliesslich haben wir ja Ferien und wollen diese auch geniessen.
Nach einer mehr oder weniger geruhsamen (gar nicht gewusst, dass sich ein fahrender Lift anhören kann, wie ein Raketenstart…) Nacht in der Travellodge in Calgary begaben wir uns – immer noch alle recht fröhlich – nach einem Besuch von Calgary Downtown und dessen Sportgeschäften wieder an den Flughafen, um unser verspätetes Gepäck in Empfang zu nehmen.
Zuerst hiess es aber wieder mal warten…der Vogel hatte wieder mal Verspätung, ergo auch unser Gepäck. Aber irgendwann kam es dann doch noch…doch leider nicht vollständig. Offenbar konnte da jemand nicht auf 10 zählen…2 Teile fehlten immer noch. Wernis und Nicoles Taschen gefiel es scheinbar in Amsterdam, so dass sie entschlossen hatten, noch etwas dort zu bleiben.
Langsam aber sicher war das Ganze nicht mehr so wirklich lustig, zumal sich im fehlenden Gepäck sämtliche Skibekleidung aber auch Nicoles Skischuhe und Felle befanden und die Dame der KLM und der Herr der Gepäckabfertigung immer noch nicht wirklich kapieren wollten, dass wir nicht einfach eine Städtereise oder Badeferien geplant hatten, sondern in eine Hütte in den Bergen wollten, um dort auf Skitour zu gehen. Nun denn, das Gepäck war immer noch in Amsterdam und daran konnten wir nichts ändern. Wir mussten uns also anderweitig behelfen und so kam es dazu, dass wir in Banff noch einen Zwischenstopp einlegen mussten, um ein paar Skischuhe zu mieten und etwas Wäsche und ein paar Skisocken einzukaufen. Skihosen und Felle konnten wir uns dank gut ausgerüsteter Kameraden ausleihen. Nochmals ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
Endlich in Golden angekommen und das Gepäck für den Flug zur Lodge vorbereitet, wollten wir den Tag bei einem feinen Nachtessen im Fire Pit ausklingen lassen…das Essen war gut, aber aus den
Socken hat es einen nicht gerade gehauen. Dafür sorgte der scheinbar standardmässige Tip für das Bedienen einer grösseren Gruppe in der Höhe von rund 30 Dollar…es wäre ja noch eines gewesen, wenn
die Bedienung freundlich und aufgestellt gewesen wäre, aber die gute Josy vom Blocksberg hatte heute wohl eine Panne mit ihrem Besen gehabt und versprühte entsprechend wenig Charme…aber auch dies
nahmen wir alle mit viel Humor und haben ob dieser missmutigen Gestalt herzhaft lachen können. Eine herrliche Truppe, wirklich!
Und dann, am nächsten Tag konnte es endlich in Richtung Ice Fall Lodge gehen. Das Wetter war zwar nur mittelprächtig, aber auch dies konnte unsere Truppe überhaupt nicht erschüttern. Fröhlich flatterten wir hinaus in die Weiten der kanadischen Wildnis.
Und da war sie also - die Ice Fall Lodge. Erreicht nach ca. 20 bis 25 Minuten Flugzeit. Also schon ein bisschen ab vom Schuss, aber genau das wollten wir ja. Weg von Alltag und raus in die Kanadische Natur.
Nach einem ersten kurzen Rundgang durch die Logde stand auch schon die erste Skitour auf dem Programm. Nun, das Wetter war immer noch nicht wirklich prächtig, aber das war uns eigentlich so richtig wurscht. Hauptsache raus und rauf.
Die Landschaft präsentierte sich uns eher kontrastarm, sprich weiss in weiss und irgendwann erreichten wir den Ice Pass, von wo aus wir noch etwas gegen den Kemmel Mountain anstiegen.
Da die Möglichkeiten, die Aussicht zu geniessen, sich eher gering gestalteten, mussten für die Pausen die eine und andere Alternative gesucht werden. Und was wäre da geeigneter, als sich mal kurz ein Näschen Schnupf zu gönnen. Befreit und stellt den Konsumenten bei Wind vor einige Herausforderungen. Spannende Angelegenheit also.
Ebenso spannend wurde dann auch unsere erste Abfahrt in Kanada. Man sah nämlich nichts. Ausser weiss....und zum Glück die Spur unseres werten Bergführers, der halt seines Amtes walten und sich als erster in die weisse Weite stürzen musste. Am Wetter sollte sich dann, bis auf den letzten Tourentag, auch nicht mehr viel ändern - meist waren wir in endlosen Weissen unterwegs, wobei die Schneequalität aber eigentlich immer wunderbar war.
Und so besuchten wir am zweiten Tag den Portal Pass - auch heute ohne nennenswerte Aussicht, aber dafür mit rassig-spassigen Abfahrtsverhältnissen (wer braucht den schon Sicht...?).
Dritter Tag - wir steigen hoch zum Troll Pass. Sicht ähnlich wie am Vortag, gewürzt mit brutalem Wind am Pass. Also nichts mit ausgiebiger Gipfelrast und Sonnenbaden. Peeling dafür gratis und franko. Während ein Teil der Gruppe noch einen weiteren Aufstieg und den Besuch einer Eishöhle unter die Skier nahm, kurvten die Ladies und Patrick zurück zur Hütte.
Und hier wartete auch schon das Highlight des Tages: das restliche Gepäck ist nun endlich auch auf der Lodge angekommen. Notabene erst nachdem Frau Schelberts Kreditkarte belastet werden konnte...die werte Fluggesellschaft namens KLM weigerte sich nämlich die Kosten gleich zu übernehmen...wir müssten dann später einen Antrag auf Rückerstattung machen....ach so, das verstehen die also unter
"Ihr Gepäck mit der Nummer 299566 wird Ihnen in Kürze an die
Adresse(*) nachgeliefert, die Sie beim KLM-Gepäckschalter am Zielflughafen angegeben haben. Sie werden direkt vom Lieferdienst kontaktiert, um einen Termin für die Zustellung zu vereinbaren.
Wir bitten Sie, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, die Ihnen durch diese Unregelmäßigkeit entstanden sind."
(*) wäre übrigens die Ice Fall Lodge gewesen..
Kundenservice sieht definitiv anders aus. Aber nun denn, Nicole hatte nun endlich ihre eigenen Schuhe und konnte sich freudig vom zu kleinen Mietmodell verabschieden.
Am vierten Tag drückte ab und an sogar die Sonne etwas durch. Und so ging es frohen Mutes und guter Hoffnung auf eine Abfahrt mit Sicht hoch zum Keffi Pass. Doch leider hatten wir uns schon etwas zu früh gefreut. Die Abfahrt durch die Birds Bowl präsentierte sich einmal mehr ohne grosse Kontraste. Und genau dies wurde Rolf leider zum Verhängnis: eine Senke nicht gesehen und schon war er da, der Muskelfaserriss (haben wir erst nach unserer Rückkehr erfahren). So ein Mist aber auch...mit der nötigen Vorsicht ging es zurück zur Lodge, wo wir uns erst einmal verpflegten, bevor es auf zur zweiten Tour des Tages ging. Wie bereits am ersten Tag stiegen wir in Richtung Kemmel Mountain hoch und fellten nach einer ersten Abfahrt nochmals gegen den Ice Pass auf, um dann via den Backdoor Run zurück zur Lodge abzufahren.
Tag fünf - wieder einmal sprachen die Guides von Aufhellungen und Sonnenschein. Na, das wäre doch die Gelegenheit, um endlich mal auch den Gipfel des Kemmel Mountains zu besteigen. Bis anhin waren wir ja immer nur an dessen Fuss aufgestiegen, da ein Gipfelaufstieg aufgrund des Wetters keinen Sinn gemacht hatte.
Und es war auch tatsächlich recht freundlich aufgehellt, als wir am Morgen zu unserer Tour aufbrachen...ja, das hebt doch die Stimmung gleich etwas an. Wobei, an der guten Stimmung in unserer Truppe konnte bis anhin eigentlich kaum etwas rütteln...ok, das Theater mit dem Gepäck und die schmerzenden Füsse in den zu kleinen Skischuhen hatte schon etwas an den Nerven gezerrt...aber wenn ein Haufen positiver Menschen beieinander ist, kann die Stimmung kaum ins Negative kippen.
Aber zurück zum Kemmel Mountain - dieser oder besser gesagt dessen Vorgipfel präsentierte sich uns mit einer Aussicht, wie wir sie bereits von den vorherigen Tagen kannten. Nämlich weiss in weiss.
Und schon war er auch schon da unser letzter Tourentag. Und dieser versprach sogar recht gutes Wetter. Wäre ja auch mal was...aber warten wir mal ab...
Nun, erst einmal gab es eine gehörige Portion Handorgel-Wetter...auf und zu...Sonne und Wolken im Wechsel. Das richtige Wetter also, um einen Ski in einem kleinen Schneebrett zu suchen und auszubuddeln...
Schlussendlich erreichten wir den Wintergipfel des La Clytte Mountain bei ganz ordentlichem Wetter...endlich konnten wir auch mal etwas Aussicht geniessen.
Noch mehr genossen haben wir die anschliessende Abfahrt - herrlicher Schnee und...ja genau...SICHT!
Und die blieb uns heute sogar mehr oder weniger bis zur letzten Abfahrt zurück zur Lodge erhalten. Ein toller Abschluss der Tourentage auf der Ice Fall Lodge, in deren Umgebung noch x Touren gemacht werden könnten, wenn Wetter und Verhältnisse mitspielen.
Tja und dann war es soweit - der letzte Tag auf der Lodge war angebrochen. Plunder packen, Aufräumen und Hütte besenrein machen. Bald sollte der Heli eintreffen und die erste Gruppe ausfliegen....nun, sollte...denn das Wetter wollte wieder einmal nicht so richtig mitmachen und so hiess es warten...
Irgendwann hatten wir es dann alle geschafft und standen wieder in Golden am Heliport. Der zweite Teil unserer Kanadareise konnte beginnen - Heliskifahren - für uns eine neue Erfahrung...entsprechend aufgeregt sahen wir den kommenden Tagen entgegen...